Zur Erinnerung an Schwester Liliane Juchli

03. Dez 2020

Trauer um die Pionierin der deutschsprachen Pflegeausbildung

Sie hatte den Festakt zu 100 Jahre Krankenpflegeschule Singen anfangs diese Jahres noch mit einem klugen Vortrag bereichert. Nun starb sie an Corona: Die Pionierin der deutschsprachigen Pflegeausbildung Schwester Liliane Juchli. Rechts im Bild Moderatorin Klinikseelsorgerin Waltraud Reichle. Bild: Jagode
Sie hatte den Festakt zu 100 Jahre Krankenpflegeschule Singen anfangs diese Jahres noch mit einem klugen Vortrag bereichert. Nun starb sie an Corona: Die Pionierin der deutschsprachigen Pflegeausbildung Schwester Liliane Juchli. Rechts im Bild Moderatorin Klinikseelsorgerin Waltraud Reichle. Bild: Jagode

(Singen). Weil Sie am 4. März dieses Jahres noch so munter und geistreich den Festakt "100 Jahre Krankenpflegeschule Singen gestern - heute - morgen" im Bürgersaal des Singener Rathauses bereichert hat, sei hier an die Grande Dame der Pflegeausbildung, Schwester Liliane Juchli, von den Ingenbohler Kreuzschwestern aus der Schweiz erinnert.

Das ist just jene Kongregation, dessen Ordensprovinz in Hegne einst den Anstoß zur Gründung der Krankenpflegeschule in Singen gegeben hatte. Der Orden gab bekannt, dass Liliane Juchli am Montag, 30. November 2020, an den Folgen von COVID-19 in der Einrichtung "Haus der Pflege" in Bern (Schweiz) im Alter von 87 Jahren verstorben ist.

In Ihrem Festvortrag im März hatte Juchli, die eine der bekanntesten und renommiertesten Persönlichkeiten der Profession Pflege war, die 150 Festgäste auf eine interessante Spurensuche quer durch die Geschichte der Krankenpflegeausbildung mitgenommen. Trotz hohem Alter strahlte sie eine unglaubliche Präsenz aus, sie war im Hier und Jetzt verankert. Mit großem Fachwissen, Geist und Witz hatte sie alle in ihren Bann gezogen.

Juchli hat die Entwicklung, Professionalisierung und Lehre der Pflege im gesamten deutschen Sprachraum in den letzten vier Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts durch das von ihr begründete Pflege-Lehrbuch (im Jargon „der Juchli“ genannt) tiefgreifend und nachhaltig beeinflusst. Begonnen hatte alles damit, dass der Mangel an theoretischem Wissen auch im Rahmen ihrer eigenen Pflegeausbildung durch ein Tagebuch ersetzt wurde, in dem sie das eigene erworbene Wissen getreu dem Motto "Beobachten, Befragen und Beschreiben" festhielt. Daraus entstand im Laufe der Zeit ein Sammelwerk, das später zum Ausbildungsbestseller, dem "Juchli", wurde.

Juchli hatte bei ihrem Vortrag daran erinnert, was die Pflege ausmache. Sie hatte appelliert: "Wir brauchen eine starke Pflege" - ein Appell, der aktueller denn je ist.

Sie forderte in ihrem Vortrag auch dazu auf, die "Zukunft der Pflege in die eigenen Hände zu nehmen" - angesichts der Diskussion um die Einrichtung einer Pflegekammer in Baden-Württemberg ebenfalls ein hochaktuelles Thema. Juchli hatte vor der rein wirtschaftlichen Betrachtung gewarnt und hatte alle eingeladen, sich durch eine gute (Aus)Bildung die Energie, Freude und Begeisterung für den Beruf zu bewahren.

Nachfolgend einige Lebensdaten der Pionierin der deutschsprachigen Pflegeausbildung: Schwester Liliane Juchli, wurde am 19. Oktober 1933 in Nussbaumen im Kanton Aargau als Klara Ida Juchli geboren. Ihr berühmtes Pflegelehrbuch, in Fachkreisen häufig schlicht "der Juchli" oder die "Juchli-Bibel" genannt, erschien erstmals im Jahr 1973. Es entwickelte sich schnell zum Standardwerk und begleitete mehrere Generationen von Pflegefachpersonen in Ausbildung und Berufspraxis. Mehr als eine Million Exemplare wurden von dem Buch bisher verkauft. Mit dem Modell der Aktivitäten des täglichen Lebens begründete Schwester Liliane Juchli in den Achtzigerjahren ein ganzheitliches Pflegeverständnis, das bis heute maßgeblich ist. (Quelle: BibliomedPflege)

Für ihre Verdienste um die Weiterentwicklung der professionellen Pflege wurde Schwester Liliane Juchli 2018 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland geehrt.

Der Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz verneigt sich vor Schwester Liliane Juchli und ihren Verdiensten um die Pflegeausbildung. Wir sind froh, dass sie unseren Festakt im März bereichert hat und uns an ihrem großen Wissensschatz hat teilhaben lassen. Wir werden sie in dankbarer Erinnerung behalten.

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