"Kinder-Diabetes": Kinderklinik Singen will aufklären

05. Jul 2019

Infokampagne über die vier typischen Warnzeichen eines Diabetes mellitus Typ 1 im Kindes- und Jugendalter

Gemeinsam arbeiten sie zum Wohle von Kindern, die an Diabetes erkrankt sind (vordere Reihe von links nach rechts): Nachtschwester Elsbeth Kampschroer (Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin), Diana Fricker (Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, Diabetesberaterin in der Weiterbildung), Dr. Sarah Otto (Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, angehende Diabetologin) sowie (hintere Reihe v.l.n.r.) Carina Scherr (Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, Diabetesberaterin in der Weiterbildung), Chefarzt Prof. Andreas Trotter und Stephanie Müller-Jungbluth ( Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, Diabetesberaterin). Auf dem Bild fehlen Kinder- und Jugendmediziner und Diabetologe Dr. Rüdiger Trechow sowie Nicole Glückler (Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, Diabetesberaterin). Bild: Jagode

(Singen). Erschreckend viele Eltern erkennen nicht die Symptome, wenn ihr Kind an Typ1 Diabetes erkrankt ist. Das hat eine Studie ergeben, die Diana Fricker, Kinderkrankenschwester in der Kinderklinik Singen, im Rahmen ihrer berufsbegleitenden Weiterbildung zur Diabetesberaterin gemacht hat. Die 29jährige arbeitet seit 2010 in der Kinderklinik und hat dabei häufig mit Eltern von Kindern mit Diabetes Typ 1 zu tun. Dabei ist ihr wiederholt aufgefallen, dass diese zu wenig Ahnung haben, welche Symptome auf die Krankheit hinweisen können.

Was lag da also näher, als Eltern von stationären und ambulanten Patientenkindern nach ihrem Wissen zu Typ 1 Diabetes zu befragen? 100 Eltern beantworteten binnen drei Wochen den von Diana Fricker erarbeiteten Fragebogen. Das Ergebnis: Rund 70 Prozent der befragten Eltern gaben an, die vier wichtigsten Symptome – das sind ständiger Durst, häufiges Wasserlassen, stetige Müdigkeit, Gewichtsabnahme – kaum oder nicht zu kennen. Das kann fatal sein, denn Stoffwechselentgleisungen können bei Kindern dramatische Folgen haben. Unbehandelter Typ 1 Diabetes bei Kindern führt zur Bewusstlosigkeit und im schlimmsten Fall zum Tode. Da tut Aufklärung wahrlich Not!

Vor allem, weil Typ 1 Diabetes die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern ist – Tendenz steigend. Rund 2500 Neuerkrankungen gibt es pro Jahr deutschlandweit, nach aktuellen Schätzungen sind 32 000 Kinder in Deutschland betroffen. In der Singener Kinderklinik werden jährlich bis zu 60 Kinder mit Diabetes Typ 1 wiederkehrend stationär behandelt, bis zu 20 Neuerkrankungen kommen jährlich dazu. Die Erkrankungsrate hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt, weiß Chefarzt Prof. Andreas Trotter. Die Ursachen sind unklar, berichtet Dr. Sarah Otto, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und angehende Diabetologin.

Diabetes vom Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung und hat nichts mit Diabetes Typ 2 zu tun. Für Diabetes mellitus Typ 1 kann der Betroffene nichts, weder die Ernährung noch das Körpergewicht des betroffenen Kindes sind Ursache für die Erkrankung. Das sieht bei dem Typ 2 anders aus. Typ 2 Diabetes hängt mit dem Lebensstil zusammen - zu vieles, zu nahrhaftes und kalorienhaltiges Essen und Trinken, Übergewicht und zu wenig Bewegung sind die Ursachen.

Ist ein Kind von dieser Autoimmunkrankheit betroffen, stellt das das ganze Leben der Familie auf den Kopf. Die Eltern und mit zunehmenden Alter auch das betroffene Kind müssen lernen, mit der Erkrankung umzugehen. Damit der Alltag gemeistert wird, bietet das Diabetes-Team der Singener Kinderklinik regelmäßig strukturierte Schulungen und Nachschulungen an. Die meisten Kinder werden über eine Insulinpumpe mit dem fehlenden Insulin versorgt, bei Pumpenschulungen werden sie damit vertraut gemacht.

Diana Fricker, die bei einer Fortbildung zur Pädiatrischen Diabetologie in Stuttgart über ein Präventionsprojekt des Olgahospitals Stuttgart und des Gesundheitsamts Stuttgart, Anstoß für ihre Abschlussarbeit „Aufklärungsprojekt über die vier typischen Warnzeichen eines Diabetes im Kindes- und Jugendalter“ bekam, hofft, dass sie mit ihrer Studie zur besseren Aufklärung beitragen kann. Damit Kinder bei der Diagnosestellung noch nicht so schwer erkrankt sind. Denn: Je früher die Erkrankung fest gestellt wird, desto besser für das Kind! Ein Urintest beim Kinderarzt gibt bei Verdacht schnell und einfach Aufschluss darüber, ob die Erkrankung vorliegt.

INFO: Kindergärten, Schulen und Kinderarztpraxen, die Interesse an einem Aufklärungsplakat haben und dies gerne in ihren Einrichtungen aushängen möchten, können diese per Email anfordern bei kinderdiabetesberatung@glkn.de

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