Was kommt nach der Klinik? Nachsorge geht uns alle an!

01. Jul 2019

Entlassmanagement: Landkreis Konstanz macht sich auf den Weg/ Gut besuchte Auftaktveranstaltung/ Konkrete Projekte geplant

Landratsamt Auftaktveranstaltung Entlassmanagement

(Konstanz). Konstanz. Dass gutes Entlassmanagement nur gemeinsam gelingen kann, wurde bei der Fachveranstaltung „Was kommt nach der Klinik? Nachsorge geht uns alle an.“ deutlich. Das Landratsamt hatte gemeinsam mit dem Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) zu einer Veranstaltung eingeladen, die nicht nur informieren, sondern auch Impulse geben und die Akteure über die Sektorengrenzen hinweg ins Gespräch bringen wollte. Denn eines wurde schnell klar: Das Kennen untereinander, eine gute Kommunikation und gutes Netzwerken sind der Schlüssel zum Erfolg, damit sich an einen Krankenhausaufenthalt die optimale Versorgung anschließt.

Landrat Zeno Danner freute sich in seiner Begrüßung über das große Echo auf die erste Veranstaltung dieser Art. Der große Sitzungssaal des Landratsamtes war voll, gekommen waren nicht nur Vertreter des Klinikverbunds und des Landratsamtes, sondern Vertreter von ambulanten Pflegdiensten und stationären Pflegeeinrichtungen, Beratungsdienste, Unterstützungsangebote im Alltag, Krankenhäuser, (Haus)Ärzte und Kostenträger. Sie einte das Ziel, weitere Verbesserungen in der poststationären Versorgung zu erreichen und sich über Optimierungsmöglichkeiten auszutauschen. Doch bei der Theorie soll es nicht bleiben, die Veranstaltung war zugleich der Auftakt zur Umsetzung konkreter Projekte. Über die Sektorengrenzen (stationär-ambulant) hinweg sollen in multiprofessionellen Arbeitsgruppen verbindliche Eckpunkte einer gemeinsamen Versorgungsplanung erarbeitet werden. Angesichts der Resonanz und des Interesses der Anwesenden an Projekten mitzuarbeiten, kann die Veranstaltung bereits als Erfolg gewertet werden.

Das ist auch wichtig, denn wie Danner eingangs klar machte: Das Thema Überleitung in die nachstationäre Versorgung wird angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft, der Zunahme an chronischen Erkrankungen, der Zunahme an Singlehaushalten auch bei Senioren, der zunehmenden Vereinsamung im Alter und der Zunahme der kinderlosen Alten immer drängender. Deshalb sei er froh über diese Veranstaltung, bei der sich alle an diesem Prozess beteiligten Akteure auf Augenhöhe begegnen konnten.

Susanne Mende, Sozialplanerin im Landratsamt Konstanz, machte klar: Das Thema Entlassmanagement sei nicht allein von den Krankenhäuser zu schaffen, da seien alle im Landkreis gefordert. Sie führte durch einen abwechslungsreichen und spannenden Nachmittag. Gesundheitsökonomin Prof. Dr. Clarissa Kurscheid aus Köln setzte in ihrem Referat über die „Vernetzung der Versorgungsprozesse über die Sektorengrenzen hinweg“ Impulse. Quintessenz aus ihrem Vortrag: Strukturen sind unverzichtbar. Digitalisierung auch, aber die könne immer nur ein hilfreiches Mittel bei der Arbeit sein. Ein gutes Entlassmanagement erfordere einen hohen Organisationsgrad, gute Zusammenarbeit, Transparenz und eine gute Kommunikationskultur. Mit der Auftaktveranstaltung habe man im Landkreis Konstanz schon den ersten Schritt dazu gemacht.
Kurscheid stellte die These auf: „Wir haben nicht zu wenig Geld, sondern zu wenige Arbeitskräfte. Und die, die wir haben, werden nicht zielführend eingesetzt“. Sie zeigte auf, welche Vorgaben der Gesetzgeber für das Entlassmanagement gemacht hat, betonte aber auch: Für das Gelingen braucht es regionale Konzepte, die zu den vorhandenen Gegebenheiten passen.

Wie das Entlassmanagement auf Krankenhausseite sichergestellt wird, wurde von den Stabsstellen Qualitätsmanagement und Organisationsentwicklung im GLKN präsentiert. Dr. Ulrike Scheske-Zink, Verbundleiterin Qualitätsmanagement, und Projektmanagerin Gisela Gantenbein zeigten anschaulich auf, wie die gesetzlichen Vorgaben im GLKN umgesetzt werden. Binnen eines Jahres hatten sie ein zentrales, interprofessionelles und digitales Entlassmanagement (EM) für den Gesundheitsverbund aufgebaut und dabei viele Schulungen durchgeführt. Das Entlassmanagement beginnt bereits am Tag der Aufnahme. Hier erfolgt die initiale Prüfung, ob ein potentieller Nachversorgungsbedarf besteht. Das sei im Schnitt bei 15 Prozent aller Patienten der Fall, variabel nach Fachrichtung, erklärte Gantenbein. In der Geriatrie (Altersmedizin) habe jeder Patient Bedarf. Im ersten Quartal 2019 gab es im Gesundheitsverbund ca. 13.000 stationäre Fälle, davon benötigten etwa 2.000 Patienten EM in komplexer Form. Was „komplex“ bedeutet und wie viele kritische Schnittstellen es gibt, machten die beiden GLKN-Frauen deutlich. Daraus leiteten sie zwei konkrete Themen für Arbeitsgruppen ab, die sich auf den Aufnahmeprozess sowie auf die Anbahnung der Nachversorgung beziehen. Ihrem Aufruf in diesen Arbeitsgruppen mitzuarbeiten, folgten viele der Anwesenden.

Bei einem abschließenden Podiumsgespräch, bestens von Clarissa Kurscheid moderiert, gaben Uwe Daltoe, stellvertretender Geschäftsführer der AOK Hochrhein-Bodensee, Prof. Marcus Schuchmann, Ärztlicher Direktor des Klinikums Konstanz, Andreas Hoffmann, Vorstand des Caritas Verbands Konstanz, sowie Tobias Volz vom ambulanten Dienst „Aktive Lebensgestaltung im Alter“, Einblick in ihren Arbeitsalltag. Klar wurde dabei: Im Landkreis Konstanz ist man auf dem richtigen Weg. Es gibt viele gute strukturierte Entlassungen von Seiten des GLKNs, aber es gibt auch fallweise Verbesserungsbedarf. Der betrifft vor allem die Kommunikation. Auch wünschen sich die Hausärzte stärker ins Entlassmanagement eingebunden zu werden. Klar wurde auch, dass die Digitalisierung nicht an den Toren der Krankenhäuser halt machen darf. Aus dem Podium heraus kamen noch viele Ideen. Ob Hotline, Nottelefon, Clearingstelle oder ambulante Case Manager – wohin der Weg im Landkreis Konstanz führt, wird die Zukunft zeigen. Der Anfang ist jedenfalls gemacht.

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