BWTEX 2019 war ein erfolgreicher Stresstest

19. Okt 2019

Klinikum Konstanz übte in bislang einmaliger Form gemeinsam mit Rettungsdiensten, Polizei, Katastrophenschutz und Feuerwehr den Massenanfall von Verletzten

BWTEX 2019
BWTEX2019

(Konstanz). Im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen und die Kommunikation muss stimmen. Schnell, konzentriert und Hand in Hand  übten am Samstag, 19. Oktober 2019 an die 160 Mitarbeiter des Klinikums Konstanz – Ärzte, Pflegekräfte und Mitarbeiter aus der Verwaltung und Technik - gemeinsam mit den Rettungsdiensten, dem Katastrophenschutz des Landratsamtes sowie der Polizei den Massenanfall von Verletzten (MANV) infolge eines angenommenen terroristischen Anschlags in der Konstanzer Innenstadt.

Diese Übung war Teil der Landesübung BWTEX 2019 (baden-württembergische Terrorismusabwehr Exercise), die auf dem Truppenübungsplatz Heuberg bei Stetten am kalten Markt vor einem großen Publikum, darunter viel Politprominenz, stattfand. Hier war die Konstanzer Innenstadt "nachgebaut", wo eine Autobombe explodierte, Terroristen um sich schossen und ein Blutbad anrichteten. Noch nie zuvor hatte es in der Geschichte des Landes eine so groß angelegte Übung gegeben, die zugleich unter solch realistischen Bedingungen stattfand. Geübt wurde der Handlungsablauf „Vom ersten Schuss bis in den OP“. Das Klinikum Konstanz war dabei eine von drei Kliniken, welche nach dem simulierten Anschlag Verletzte aufnahm.

Die ersten Verletzten im Klinikum Konstanz trafen gegen 11.30 Uhr ein. Sie kamen vor allem mit dem Krankenwagen oder zu Fuß. Am Ende waren es 33 unterschiedlich schwer verletzte Patienten, die auf dem Vorplatz des Klinikums in Empfang genommen, gesichtet und gemäß der Schwere ihrer Verletzungen weiter geleitet wurden. Die Verletzten – allesamt bestens geschminkte und vorbereitete „Schauspieler“ – machten ihre Sache so gut, dass das Szenario schnell ganz real wurde.

Der erste Schwerverletzte traf mit dem Hubschrauber später als erwartet um 13.30 Uhr ein - die Übung in Stetten startete deutlich verspätet. Wetterbedingt konnten die Hubschrauber zudem nicht wie geplant fliegen. Letztlich brachten zwei Hubschrauber zwei schwer verletzte Patienten ins Klinikum Konstanz. Weitere Schwerverletzte kamen auf dem Landweg. Drei Patienten mussten unmittelbar operativ versorgt werden, sechs weitere galt es im Laufe des Tages noch operativ zu versorgen, wusste Prof. Martin Runkel, Chefarzt der Unfallchirurgie, der an diesem Tag der Abschnittsleiter für den OP-Trakt war. Die reguläre Aufwachstation diente am Übungssamstag als Intensivstation.

Insgesamt elf Schwerverletzte mit teils lebensbedrohlichen Verletzungen forderten das Team der Intensivstation und im OP heraus - von Kopfschuss bis schwerste Verletzungen durch Explosionen reichte die Bandbreite der Verletzungen. Sechs weniger Schwerverletzte wurden im stationären Bereich der Zentralen Notaufnahme mit offenen Frakturen, Messerstichverletzungen oder Verbrennungen behandelt. Obwohl in allen Bereich Hochbetrieb herrschte, ging alles geordnet und ruhig zu. 16  leichter verletzte Personen kamen meist zu Fuß. Sie litten an Frakturen, Platzwunden, an verschieden schweren Schnittverletzungen oder waren traumatisiert und standen unter Schock und mussten von Seelsorgern betreut werden.

Im Klinikum Konstanz herrschte am Samstag zwar Ausnahmezustand, aber kein Chaos. Jeder war gefordert an seinem Platz, die Mitarbeiter arbeiteten Hand in Hand und bewiesen eine großartige Zusammenarbeit. Die Übung war um 15 Uhr beendet.

In einer ersten Reaktion nach der Übung zeigten sich die Verantwortlichen Prof. Wolfgang Krüger, Chefarzt der Anästhesiologie und Operativen Intensivmedizin, Prof. Ivo Quack, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme und Prof. Martin Runkel, Chefarzt der Unfallchirurgie, erschöpft, aber zufrieden. Auch Thorsten Keiloweit, Leitender Notarzt im Landkreis Konstanz, lobte: "Wenn es im Ernstfall so läuft, dann sind wir mehr als zufrieden".

Das Resümee der Übungsleiter fiel durchweg positiv aus: „Die BWTEX 2019 bot in seiner Form eine einmalige Gelegenheit für unser Klinikum den Massenanfall von Verletzten unter realistischen Bedingungen zu üben. Die Übung war für uns ein extremer Stresstest. Aber sie bot auch die große Chance, dass wir die Abläufe und Kommunikation innerhalb des Klinikums aber auch in Zusammenarbeit mit unseren Übungspartnern von Polizei, DRK und Malteser, Feuerwehr und Landratsamt (Referat für Brand- und Katastrophenschutz) überprüfen konnten, um sie in Folge bei Bedarf zu optimieren. Die besondere Herausforderung bei dieser Übung war sicherlich, dass der Normalbetrieb, also die echte Patientenversorgung, parallel weiter lief“.

Die echten Patienten zeigten, nicht zuletzt aufgrund der guten Aufklärung im Vorfeld und der guten Information an diesem Tag, viel Verständnis für die Unruhe und hatten auch großes Interesse an der Übung.

Im Großen und Ganzen, so stellen Krüger, Quack und Runkel fest, habe hat alles gut funktioniert – die Triagierung auf dem Klinik Vorplatz, abgeschirmt durch die Kräfte der Feuerwehr, hat sich bewährt, ebenso die Weiterversorgung im stationären Bereich der Zentralen Notaufnahme und im Intensivbereich. Die gute Vorbereitung habe sich bezahlt gemacht. Bereits im Vorfeld der Übung hatten sich einige Punkte aufgetan, an deren Verbesserung erfolgreich gearbeitet wurde. Dies betraf vor allem die Kommunikation und Weitergabe von Informationen an die einzelnen beteiligten Gruppen. Viel Lob gab es von den Übungsleitern auch für die gute Zusammenarbeit mit der Polizei, DRK und Malteser und Feuerwehr. Die gemeinsamen Übungen und Einsätze bei Ernstfall in den vergangenen Jahren zeigten Erfolg, im Ernstfall können sich alle aufeinander verlassen. Das ist beruhigend zu wissen.

GLKN-Geschäftsführer Rainer Ott zollte im Anschluss allen Beteiligten Respekt. 156 Ärzte, Pflegekräfte und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen waren in die Übung involviert. Sie absolvierten diese Übung in ihrer Freizeit. Die Alarmierung, Sammlung und Einteilung des Personals sowie die Versorgung der Übungspatienten und die Kommunikation und Zusammenarbeit aller Beteiligten untereinander hat bestens funktioniert. Es stand zudem ausreichend Fachpersonal bereit, um alle Aufgaben zu bewältigen. Dies sei nicht selbstverständlich, so Geschäftsführer Ott, der allen Beteiligten seinen Dank aussprach und die hohe Motivation und Einsatzbereitschaft seiner Beschäftigten aufs Höchste lobte.

Nach der Übung gab es für alle als Dankeschön eine gemeinsame Stärkung. Dabei fand die erste Nachbesprechung statt, da war die Anspannung schon gewichen - es gab für die Verantwortlichen der Übung in den verschiedenen Bereichen viel Applaus. Im Nachgang wird der Übungsablauf professionell aufgearbeitet und bewertet. Zwei externe Übungsbeobachter vom Regierungspräsidium Freiburg und von der Bundeswehr waren vor Ort in Konstanz und hatten den Ablauf beobachtet. Ihr erstes Lob gab es schon bei der Nachbesprechung - die externen Beobachter zeigten sich ehrlich beeindruckt. Nun werden sie im Einzelnen analysieren wie der Massenanfall von Verletzten ablief  und eventuelle Schwachstellen aufdecken. Denn das ist schließlich Sinn und Zweck der Übung: Geübt wurde, um für den Ernstfall bestens vorbereitet zu sein. Die Übung, so die Beteiligten in einem ersten Fazit, habe sich auf alle Fälle gelohnt. Denn neben dem erfolgreich bestandenen Stresstest für die Strukturen im Katastrophenfall hat sie die Belegschaft noch weiter zusammengeschweißt.

Eine Bildergalerie zur Übung finden Sie hier.

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