Kliniken bekommen geschärfte Profile

05. Jul 2013

Pressemitteilung zu den Ergebnissen aus der jüngsten Aufsichtsratssitzung des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz

Aufsichtsrat beschließt erste zukunftsweisende strukturelle Maßnahmen für die Kliniken Singen und Konstanz


(Singen/Konstanz). Eine ganze Reihe von strukturellen Maßnahmen zur Verbesserung der medizinischen Leistungsfähigkeit der Kliniken Singen und Konstanz beschloss der Aufsichtsrat einstimmig in seiner jüngsten Sitzung. Darüber informieren heute am frühen Abend im Rahmen eines Pressegesprächs der Aufsichtsratsvorsitzender Landrat Frank Hämmerle, die Geschäftsführer Peter Fischer und Rainer Ott, die Ärztlichen Direktoren PD DR. Axel Probst (Singen) und PD Dr. Niko Zantl (Konstanz) sowie Chefarzt PD Dr. Hans-Helge Seifert (Urologie Singen) die Öffentlichkeit.


Die Aufsichtsräte beschritten mit ihren Entscheidungen konsequent den Weg, der bereits im Konsortialvertrag vorgezeichnet ist. Ziel alles Handelns, so Landrat Frank Hämmerle, zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrates des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz, ist die flächendeckende und langfristige Sicherung und Verbesserung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung im Landkreis Konstanz. Schon im Konsortialvertrag einigten sich die Verantwortlichen darauf, den ruinösen Wettbewerb zwischen den Kliniken zu beenden, Partikularinteressen zu überwinden und Kirchturmdenken zum Wohle der gemeinsamen Holding und damit der Bevölkerung aufzugeben. Stattdessen war ein koordiniertes medizinisches Leistungsangebot, das jedem Klinikstandort gerecht wird, vereinbart worden.
Diesem koordinierten Leistungsangebot kam der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am vergangenen Donnerstag ein gutes Stück näher.


In konstruktiver Atmosphäre wurde an der Profilschärfung der beiden großen Standorte Singen und Konstanz gearbeitet. Ziel der eingeleiteten Maßnahmen im medizinischen Bereich ist vor allem das Zurückgewinnen von Patienten, die Leistungen außerhalb der Landkreisgrenzen oder bei anderen Anbietern in Anspruch nehmen, die Gewinnung neuer Patienten durch neue Leistungsangebote sowie die Nutzung von Synergieeffekten durch den Abbau von Doppelstrukturen. Auch sollen die vorhandenen OP-Reserven optimaler genutzt werden, in dem der Standort Singen, der an seine Kapazitätsgrenzen stößt, entlastet und der Standort Konstanz stärker ausgelastet wird. 


Die eingeleiteten Maßnahmen betreffen neben der Urologie im gesamten Landkreis auch die Gefäßchirurgie und die Kardiologie am Klinikum Konstanz. Bereits durch die Etablierung einer stationären Geriatrie am Klinikum Konstanz, die zum 1. August ihren Betrieb aufnehmen wird, der Aufwertung der Nuklearmedizin durch einen eigenen Chefarzt und durch ein erweitertes Leistungsspektrum sowie durch die Einstellung eines neuen Chefarztes der Inneren Medizin, der der neben der allgemeinen Inneren Medizin im Rahmen der Gastroenterologie auf Lebererkrankungen spezialisiert ist, wurde das Leistungsspektrum des Klinikums Konstanz deutlich gestärkt und erweitert. Zudem wird ein weiterer Chefarzt der Inneren Medizin mit dem Schwerpunkt Pulmologie gesucht. Auch dies ist ein Angebot, das bislang im Landkreis Konstanz fehlte und am Standort Konstanz erbracht werden soll.


Des Weiteren soll die Gefäßchirurgie am Klinikum Konstanz, die Teil der Allgemeinchirurgie ist, deutlich ausgebaut und zur eigenen Abteilung werden. Unter der Leitung von Chefarzt PD Dr. Tomas Pfeiffer, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie Singen, wird es zukünftig eine gemeinsame Gefäßchirurgie im Landkreis Konstanz mit den beiden Hauptstandorten Singen und Konstanz geben. Auch ist geplant, dass das Klinikum Konstanz Partner des seit 2007 zertifizierten Gefäßzentrums Singen wird.
Um Leistungen, die von einem Zentralversorger erwartet werden (Beispiel Herzschrittmacher), wieder ans Haus zu binden, werden im Bereich der Kardiologie am Klinikum Konstanz Gespräche mit dem Herzzentrum als Kooperationspartner geführt, die sehr vielversprechend sind, so Peter Fischer, Geschäftsführer des Gesundheitsverbunds im Landkreis Konstanz.


Von strategischer Bedeutung ist die Anschaffung eines daVinci Operationsroboters für die Urologie. Der Aufsichtsrat war sich einig, dass für den Erhalt einer leistungsfähigen Urologie im Landkreis Konstanz die Einführung der minimal invasiven Roboter-gestützten Operationstechnik mit dem daVinci-System unumgänglich ist. Diese Anschaffung, so Frank Hämmerle, ist nur möglich dank der Bürgschaft des Landkreises – ganz so wie es im Konsortialvertrag vereinbart wurde. Dieser Bürgschaft muss der Kreistag noch in seiner nächsten Sitzung am 15. Juli zustimmen. Da er bereits im zugestimmten Wirtschaftsplan enthalten ist, rechnet Hämmerle mit einer breiten Zustimmung. Ohne die gemeinsame Holding wäre keine der Kliniken im Landkreis in der Lage, einen solchen Hochleistungsroboter anzuschaffen. „Das ist ein Reingewinn der Holding“, freut sich der Landrat.


Der daVinci Operationstechnik gehört die Zukunft. Nicht nur, dass sie Vorteile für den Patienten mit sich bringt und vielseitig einsetzbar ist, der neue OP-Roboter macht die Urologie im Landkreis wettbewerbsfähig und sichert nachhaltig ihren Bestand. Denn bereits jetzt mussten die beiden urologischen Kliniken im Kreis feststellen, dass Patienten für eine Prostatektomie (Totalentfernung der Prostata bei Prostatakrebs) dorthin abwandern, wo bereits mit dem daVinci operiert wird. So war die Anzahl der Prostatakrebsoperationen in Singen und Konstanz im Jahr 2012 um ca. die Hälfte rückläufig. Mit dem Operationsroboter lässt sich die Abwanderungstendenz nicht nur stoppen, sondern neue Patienten können dazu gewonnen werden. Da der daVinci OP-Roboter aufgrund seiner hohen Anschaffungskosten im Südwesten von Baden-Württemberg noch nicht sehr verbreitet ist, stellt die Anschaffung zum jetzigen Zeitpunkt einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Kliniken dar. „Wir brauchen den daVinci und jetzt ist der richtige Zeitpunkt für eine Anschaffung“, sind sich die beiden Chefärzte der urologischen Kliniken, PD Dr. Hans-Helge Seifert (Singen) und PD Dr. Niko Zantl (Konstanz) sicher. Für die Versorgung der urologischen Patienten bedeutet die neue OP-Technik, dass auch technisch die besten Voraussetzungen für exzellente Operationsergebnisse im Landkreis gegeben sind.


Die Anschaffung des daVinci-Operationsroboters hat Folgen für die Urologie im Landkreis Konstanz. Die operative stationäre Urologie soll in einem dreistufigen Verfahren bis zum Jahresende am Standort Singen, dort wo der daVinci zum Einsatz kommt, konzentriert werden. Für das Klinikum Singen als daVinci-Standort spricht seine geostrategisch günstige Lage mit guter Verkehrsanbindung in die Nachbarlandkreise und die Tatsache, dass Singen als zertifiziertes Prostatakarzinomzentrum Teil des Onkologischen Zentrums Singen ist. Das Konzept für die Neuausrichtung der Urologie im Landkreis Konstanz wurde von beiden Chefärzten in enger Abstimmung entwickelt und gemeinsam dem Aufsichtsrat präsentiert. Sie vermochten zu überzeugen, denn der Aufsichtsrat gab einstimmig grünes Licht für das neue Konzept.


Die Neuausrichtung der Urologie im Landkreis bedeutet aber nicht, dass es in Konstanz keine urologische Versorgung mehr geben wird. Die nicht operativen stationären urologischen Patienten verbleiben in Konstanz und werden dort vom täglich anwesenden Facharzt betreut. Er steht auch für ambulante und stationäre Notfälle und Konsile zur Verfügung. Zudem wird die ambulante urologische Versorgung am Standort Konstanz ausgebaut. Zum erweiterten Spektrum zählen neben den Sprechstunden für z.B. OP-Vor- und Nachbetreuung auch Spezialsprechstunden (z.B.: Uroonkologie, Kinderurologie, Neurourologie, Steinsprechstunde). Auch werden ambulante Eingriffe und Notfalleingriffe weiterhin in Konstanz stattfinden. Die großen planbaren Operationen wie zum Beispiel Prostataentfernung sollen zukünftig in Singen vorgenommen werden.


Der Aufsichtsrat stellte in seiner jüngsten Sitzung noch weitere bedeutende Weichen. Diese betreffen die Krankenhausapotheken und Zentrallager der beiden großen Kliniken Konstanz und Singen. Beide Krankenhausapotheken und Zentrallager benötigen mehr Platz. In beiden Fällen ist die Situation unbefriedigend und nicht mehr zeitgemäß, sowohl in Konstanz als auch in Singen besteht Handlungsbedarf. Deshalb sollen beide Bereiche in einem zentralen Gebäude zusammen gefasst werden. Das reduziert die Investitionskosten und ermöglicht Synergieeffekte. Für die Standortfrage wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben, das nach intensiver Prüfung den Standort Konstanz vorschlägt. Hier besteht die Möglichkeit, das ehemalige Wirtschaftsgebäude auf dem Klinikgelände umzubauen. Die Kosten für den Umbau betragen rund 9,65 Mio Euro, der Neubau eines Logistikzentrums auf der grünen Wiese würde nicht nur bedeutend länger dauern, sondern wird ohne Grundstücks- und Erschließungskosten auf rund 16,12 Mio Euro geschätzt. Der Standort Konstanz macht auch unter dem Gesichtspunkt Sinn, dass die Apotheke Konstanz neben den 434 Betten des Klinikums Konstanz und des Vincentius-Krankenhauses weitere 2601 externe Betten betreut und einen Jahresumsatz in 2012 von 14,13 Mio Euro erzielte. Die Krankenhausapotheke in Singen versorgt ausschließlich die 893 Betten der eignen Krankenhausbetriebs-gesellschaft und deren Töchter. Der Jahresumsatz lag in 2012 bei 2,69 Mio Euro. Die neue gemeinsame Apotheke nebst Zentrallager soll bis 2016 realisiert werden.

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