Wohnortnähe erwünscht

03. Mai 2011

Gemeinsame Stellungnahme der Singener und Konstanzer Chefärzte der Kinder- und Frauenkliniken zur Frühgeborenenversorgung im Landkreis Konstanz

Mit einem gemeinsamen Leserbrief reagieren die Singener und Konstanzer Chefärzte der Kinder- und Frauenkliniken auf den Leserbrief „Wohnortnähe darf keine Rolle spielen“ eines TK-Vertreters, der am 27. April auf der "Hegau-See-Seite" des Südkuriers veröffentlicht wurde.


Nachfolgend der Leserbrief im Wortlaut:

"Sehr geehrte Damen und Herren,

mit großem Interesse haben wir den Leserbrief des Vertreters der Techniker-Krankenkasse zur Frühchenversorgung auf der Hegau-See-Seite des Südkuriers vom 27. April gelesen in dem einerseits die Kooperation zwischen Singen und Konstanz begrüßt wird, andererseits aber die Qualität der Struktur in Frage gestellt wird. Mit 4 Neonatologen (Spezialisten für Früh- und Reifgeborene) in Singen und 2 in Konstanz, sowie insgesamt 4 Pränatalmedizinern (entsprechend spezialisierte Frauenärzte) ist eine hochkompetente ärztliche Versorgung gesichert. Speziell ausgebildete Pflegekräfte zusammen mit der notwendigen apparativen Ausstattung sind nachprüfbare Qualitäts- und Strukturkriterien. Unverständlich warum ein Vertreter der Krankenkasse die Erfüllung von Strukturvorgaben in Frage stellt, zumal bereits seit 5 Jahren im Rahmen der jährlichen Pflegesatzverhandlungen mit den Krankenkassen entsprechende Leistungen vereinbart wurden. Auch die konkret angesprochene kinderchirurgische und kinderkardiologische Versorgung ist im Landkreis gesichert. Dem Appell der Chefärzte der fünf größten Geburtskliniken in Baden-Württemberg allein medizinische Kriterien gelten zu lassen, schließen wir uns gerne an. Unsere Behandlungsergebnisse der letzten Jahre sind für jeden im Internet abrufbar und können sich mit Ergebnissen großer Kliniken messen.

Den stets unterstellten finanziellen Gewinnabsichten kleinerer und mittelgroßer Kliniken bei der Versorgung von Frühgeborenen widersprechen wir. Denn der hohe personelle und technische Aufwand ist den Einnahmen gegen zu rechnen. Gleichwohl stellt sich die Frage, warum nicht auch den großen Kliniken finanzielle Absichten unterstellt werden.

Die Wohnortnähe zum Perinatalzentrum sehen wir, anders als die Vertreter der TKK, als einen wichtigen Aspekt an. Die tägliche liebevolle Zuwendung der Eltern für ihr früh geborenes Kind ist für eine gesunde Entwicklung des Kindes unabdingbar. Die ohnehin durch die Frühgeburt verursachte Ausnahmesituation für Eltern und eventuelle weitere Geschwisterkinder würde durch eine zu große räumliche Trennung zum Perinatalzentrum zu Lasten der Betroffenen verschärft. Deswegen würden wir bei qualitätsvoller Frühgeborenenversorgung vor Ort - die im Landkreis nachweislich seit vielen Jahren gegeben ist - der wohnortnahen Versorgung immer den Vorzug geben. Dies wird auch durch lokale Elternvertreter frühgeborener Kinder und durch das bundesweit vertretene "Aktionskomitee Kind im Krankenhaus – AKIK" so gesehen.

Ohne Frage muss ein Team erfahren im Umgang mit den Risikoschwangeren und Frühgeborenen sein. Doch auch nach der jüngsten Entscheidung des Landessozialgerichtes gibt es keine hinreichenden Belege dafür, die bisher bereits bestehenden Mindestfallzahlen bei der Versorgung Frühgeborener anzuheben. Für die Schwangeren des Landkreises Konstanz und angrenzender Landkreise hätte die geplante Erhöhung der Mindestmenge Fahrtwege von 100 km und mehr bis ins nächste Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe bedeutet. Wenn Krankenkassen an guter, qualitativ hochwertiger Versorgung für Ihre Versicherten interessiert sind, sollten sie ergebnisorientierte Konzepte einer Zentralisierungspolitik vorziehen."

PD Dr. Andreas Trotter, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche am Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, Leiter des Perinatalzentrums Level 1

Dr. Wolfram Lucke, Chefarzt der Frauenklinik am HBK

Prof. Dr. Peter Gessler, Chefarzt der Kinderklinik am Klinikum Konstanz, Leiter des perinatalen Schwerpunkts

Dr. Fricke, Kommissarischer Leiter der Frauenklinik am Klinikum Konstanz



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