Der Leuchtturm leuchtet wieder

26. Sep 2016

Festakt und Tag der offenen Tür anlässlich 25 Jahre SPZ in Konstanz

Dr. Jens Teichler, Leitender Arzt des SPZ, moderierte einen gut besuchten und gelungenen Festakt anlässlich des 25jährigen Bestehens seiner Einrichtung. Bild: aj
Dr. Jens Teichler, Leitender Arzt des SPZ, moderierte einen gut besuchten und gelungenen Festakt anlässlich des 25jährigen Bestehens seiner Einrichtung. Bild: aj

(Konstanz). Es ist eine hochspezialisierte ambulante Einrichtung, die seit 25 Jahren für die Kinder und Jugendlichen der Region und ihre Familien da ist: Das Sozialpädiatrische Zentrum in Konstanz. Es wurde 1991 als eine der ersten Einrichtungen dieser Art gegründet, am 24. September wurde mit einem Festakt und einem Tag der offenen Tür das 25jährige Bestehen gefeiert.

Die Bandbreite und Bedeutung der Arbeit wurde im Laufe des Festaktes im alten Lehrsaal des Klinikums Konstanz deutlich. Gekommen waren zur gut besuchten Feierstunde neben Vertretern des Gesundheitsverbunds, der Stadt Konstanz und des Landkreises auch Mitarbeiter der ersten Stunde, Weggefährten der vergangenen 25 Jahre und viele Kooperationspartner aus den verschiedensten Bereichen.

Rainer Ott, Betriebsleiter des MVZ Konstanz, zu dem das SPZ formal gehört, betonte die „wertvolle Arbeit“, die SPZ-Leiter Jens Teichler und sein Team tagtäglich leisten. Leider erfahre das SPZ in der Gesellschaft nicht die Wertschätzung, die es verdient habe, erklärte Ott. Er spielte dabei auf die Tatsache an, dass alle fünf Jahre ein neuer Antrag bei der Kassenärztlichen Vereinigung gestellt werden muss, um eine Ermächtigung für die nächsten fünf Jahre zu erhalten. Dieses „schwierige Procedere“, so Ott, werde „dem Wert der Arbeit der Mitarbeiter nicht gerecht“. Aus seiner Sicht kann ein SPZ nur von einem Krankenhausunternehmen wirtschaftlich betrieben werde. Besonders lobte er das Engagement von Dr. Jens Teichler, der seit August 2013 die Leitung des SPZ inne hat. Unter seiner Führung haben sich die Fallzahlen mehr als verdoppelt. Dennoch sei die wirtschaftliche Lage des SPZ schwierig und man sei auf Drittmittel angewiesen. Ott dankte Teichler und seinem Team für die hervorragende Arbeit.

Dr. Andreas Osner, Bürgermeister der Stadt Konstanz, ging in seinem Grußwort der Frage nach, was Sozialpädiatrie bedeutet und entdeckte viele Alleinstellungsmerkmale für das SPZ. Dazu gehöre, dass das Team das soziale Umfeld des Kindes mit einbeziehe. Das geschehe durch die Zusammenarbeit vieler Berufsgruppen nach einem ganzheitlichen Ansatz. Beim frühzeitigen Erkennen und Behandeln von Erkrankungen werde intern und extern fächerübergreifend zusammen gearbeitet, lobte Osner. Er betonte, in dieser Interdisziplinarität und Angebotsbreite sei das SPZ „einzigartig“. Er versprach, dass sich die Stadt Konstanz für den Erhalt dieser Einrichtung, die „aus der Hilfelandschaft nicht mehr weg zu denken sei“, jederzeit einsetzen werde. Das SPZ habe einen „hervorragenden Ruf“ und sei „eine echte Bereicherung“, so der Konstanzer Sozialbürgermeister.

Der Leitende Arzt des SPZ, Dr. Jens Teichler, der den samstagmorgendlichen Festakt moderierte, dankte allen, die zum Gelingen des SPZ beitragen, sehr herzlich. Er wisse, dass die Arbeit keine leichte sei, man habe es mit vielen Schicksalen zu tun. Er appellierte, bei den betroffenen Kindern nicht nur deren Schwächen, sondern auch deren Stärken zu sehen. Besonders würdigte der SPZ-Leiter sein Team. Unter langanhaltendem Applaus beschenkte er jede seiner Mitarbeiterinnen mit einer roten Rose.
Das SPZ Konstanz, so Teichler, sei wie eine Familie mit vielen Familienmitgliedern. Ohne diese Mitglieder wäre das SPZ undenkbar. Er blickte auf die bewegte Biografie des SPZ zurück – von der Geburt, den ersten Gehversuchen und dem Heranwachsen (1991-2008) über die Pubertät unter schwierigen Rahmenbedingungen (2008-2013) und der „postpubertären Phase“, die er mit einer Neuorientierung und Neustrukturierung, besserer Nutzung der Räumlichkeiten und neuen Angeboten und einer Personalaufstockung auf 20 Mitarbeiterinnen seit 2013 eingeleitet und bewältigt hatte. Seine Vision sei ein Kompetenzzentrum für Sozial- und Neuropädiatrie, bestens vernetzt, qualitätsbewusst, profiliert, wirtschaftlich und regional arbeitend, blickte Teichler in die Zukunft - also eine Entwicklung vom „Sorgenkind zum Sonnenschein“.

Mit Dr. Wilfried Kratzer, dem ersten Leiter des SPZ, blickte ein Gründungsvater auf die Anfänge zurück. Prof. Schwenk, der frühere Chefarzt der Konstanzer Kinderklinik, hatte nicht nur die Sonografie nach Konstanz gebracht, sondern auch Kratzer zur Einrichtung einer Neuropädiatrie nach Konstanz geholt. Diese habe von Beginn an einen großen Zulauf erfahren, indes die Vergütung war ein Problem bis 1989 die Gesundheitsreform die Gründung von Sozialpädiatrischen Zentren in ganz Deutschland anstieß. Nachdem eine Finanzierungsform für komplexe Fälle gefunden war, konnte in Konstanz mit Unterstützung der Stadt und des Landkreises ein SPZ gegründet werden. Kratzer erinnerte sich mit einem Lächeln an die bescheidenen Anfänge - an Gartenstühle als Grundausstattung, an selbst gestrichene Wände und beengte räumliche Verhältnisse im Untergeschoss des Gebäudes, in dem das SPZ noch heute beheimatet ist. Allerdings heute im beinahe ganzen Gebäude. Schritt für Schritt mit viel Kraft und Geduld hatte sich das SPZ entwickelt, schon früh wurden Leitlinien für das diagnostische Vorgehen beispielweise für Kinder mit Autismus oder frühkindliche Regulationsstörungen (Beispiel: Schreibbabys) entwickelt. Von Anfang an galt ein großes Augenmerk der Epilepsie bei Kindern. Der große Run setzte in den 90er Jahren mit der ADHS-Welle ein, dazu gab es gemeinsam mit der Universität Konstanz mehrere Diplomarbeiten und wissenschaftliche Veröffentlichungen, die Gründung von Therapiegruppen und Symposien.

Prof. Andreas Trotter, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendliche am Klinikum Singen, sprach im Namen seiner Chefarztkollegen im Gesundheitsverbund, Prof. Peter Gessler (Konstanz) und Dr. Klaus Scheidtmann (Gailingen). Unter Dr. Kratzer sei das SPZ ein „Leuchtturm in der Region“ gewesen, mit seiner Berentung kam eine Durststrecke, die mit Teichler endete. „Der Leuchtturm leuchtet wieder“, freute sich Trotter, der die gute Zusammenarbeit mit dem SPZ lobte. Aus Sicht des Akutmediziners sei es beruhigend zu wissen, dass die Kinder nach der Entlassung aus dem Krankenhaus beim SPZ so gut aufgehoben und betreut seien, erklärte er auch im Hinblick auf die Nachsorge bei Frühchen. Hier sei das SPZ „unverzichtbar“. Auch bei unklaren Krankheitsbildern sei es ein“ höchstes Gut eine so kompetente Fachabteilung im Landkreis zu haben“. Dem SPZ-Leiter zollte er höchsten Respekt, dieser habe nicht nur innovative Ideen und Visionen, sondern setze sie auch um. Mit den beiden Kinderkliniken in Singen und Konstanz, dem Hegau-Jugendwerk in Gailingen und dem SPZ gebe es im Landkreis ein kompetentes und wohnortnahes Netzwerk für die Kinder und Jugendlichen der Region und darüber hinaus.

Das bestätigte Dr. Berthold Weimer im Namen der niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte in Konstanz. Nach einer Hängepartie nach dem Weggang Kratzers und unklarer Zukunft habe das SPZ heute unter der Leitung von Dr. Jens Teichler wieder „zur alten Bedeutung und Stärke zurück gefunden“. Er dankte Prof. Peter Gessler, Chefarzt der Konstanzer Kinderklinik, dass er das SPZ über die schwierige Interimszeit gebracht habe.

Dr. Ursula Trockel, Fachärztin für Neurologie am MVZ Konstanz, zeigte die Unterschiede zwischen der Erwachsenen- und Kinderneurologie auf und verwies auf das gute Miteinander von SPZ und der neurologischen Praxis im MVZ. Gemeinsam ermögliche man jungen Ärzten die EEG-Ausbildung. Dr. Diana Schmidt-Pfister, Mutter einer Patientin, schilderte eindrücklich den Alltag einer Familie mit einem schwer behinderten Kind, das ständig auf Hilfe und Aufsicht angewiesen sei. Sie hoffte auf noch mehr Partnerschaft mit dem SPZ und wünschte sich, dass die „medizinischen und familiären Knotenpunkte“ enger zusammen rücken.

Mit stimmungsvoller musikalischer Umrahmung des Violinen-Duos Annemarie und Elisabeth Ohlsen der Musikschule Konstanz und einem Apéro im SPZ-Gebäude endete der offizielle Teil des Jubiläumstags, der dann bei besten sommerlichen Temperaturen mit einem bunten Tag der offenen Tür mit Spiel und Spaß, Bewirtung und Vorstellung der SPZ-Arbeit weiterging.

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